10 KPIs zur Messung des Projekt-ROI

Der Return on Investment (ROI) ist vielleicht das allgegenwärtigste Konzept im heutigen Geschäftsumfeld. Viele leitende Angestellte, Aktionäre oder Entscheidungsträger definieren den ROI als Erfolgskennzahl und stützen eine Vielzahl von Entscheidungen auf den erwarteten oder realisierten ROI.

Projekte sind ebenfalls Investitionen und tragen maßgeblich zum Gesamt-ROI der meisten Unternehmen bei. Ein enttäuschender Projekt-ROI kann auf Probleme bei der Projektausführung und -leistung zurückgeführt werden, aber vor allem auf eine schlechte Projektauswahl. Aus diesem Grund ist es wichtig zu verstehen, wie Projekte zum ROI beitragen und die Projekte auszuwählen, die den höchsten Return on Investment erzielen. Für jedes potenzielle Projekt müssen Sie prüfen, ob die erwartete Rendite die Investition rechtfertigt und wie die Chance im Vergleich mit allen möglichen Projekten innerhalb eines geplanten Portfolios einzuordnen ist.

Einfach gesagt ist der Return on Investment das Produkt aus Output und Input. Diese einfache mathematische Formel weist jedoch eine Reihe von Mängeln auf: Sie berücksichtigt nicht den Zeitwert von Geld oder Unregelmäßigkeiten des Cashflows, wird als Prozentsatz und nicht als Wert ausgedrückt und vernachlässigt vor allem den Faktor der Ungewissheit, die Auswirkungen von Risiken sowohl als auch qualitative Faktoren und die strategische Ausrichtung.

Eine Reihe anderer Methoden kann verwendet werden, um die Bewertung des Projektbeitrags zum Geschäftserfolg zu verfeinern, einschließlich umfassenderer Finanzkennzahlen, anderer Geschäftsindikatoren und qualitativer Ansätze zur Bewertung.

Hier finden Sie eine Übersicht über 10 Schlüsselindikatoren, anhand derer Projektleiter die Rendite von Projektinvestitionen messen und maximieren können.

 

Finanzielle KPIs

Wenn es um die Wertermittlung geht, sind Finanzkennzahlen die Messinstrumente, die zuerst in den Sinn kommen. Es gibt viele Varianten von ROI-Berechnungen, die verwendet werden können, um die Rentabilität potenzieller Projektinvestitionen aus verschiedenen Perspektiven abzuschätzen.

 

1) Barwert

Das Konzept des Barwerts (Net Present Value, NPV), auch Kapitalwert oder Nettobarwert genannt, basiert auf dem Wissen, dass der Faktor Zeit den Wert von Cashflows beeinflusst. Ein gegenwärtiger Cashflow hat einen höheren Wert als derselbe Cashflow in einigen Monaten oder Jahren, da er investiert werden kann und damit sofort Renditen erzielt.

Die Kapitalwertmethode berechnet den aktuellen Wert aller Mittelzu- und -abflüsse im Zusammenhang mit einer Investition während ihrer Laufzeit unter Verwendung eines bestimmten „Abzinsungssatzes“ (normalerweise die Kapitalkosten oder die Rendite, die mit alternativen Anlagen mit ähnlichem Risikoniveau erzielt werden könnte). Je höher der Saldo, desto attraktiver die Investitionsmöglichkeit. Mit diesem einfachen Tool können Sie ganz einfach feststellen, ob ein potenzielles Projekt im Laufe der Zeit zu einem Nettogewinn oder -verlust führen würde.

 

2) Abgezinster Zahlungsstrom (Discounted Cash Flow, DCF)

Unter Verwendung des Konzepts des Zeitwerts des Geldes wird auch die DCF-Analyse verwendet. Als Bestandteil der Kapitalwertberechnung wird die DCF-Methode verwendet, um den aktuellen Wert der projizierten Cashflows aus einem potenziellen Projekt zu bestimmen. Im Gegensatz zur Kapitalwertmethode berücksichtigt DCF jedoch nicht den anfänglichen Geldaufwand, sondern nur die zukünftigen Zahlungsströme. Dementsprechend kann damit ermittelt werden, wie viel Sie heute investieren sollten und wie lange es dauern würde, bis die gewünschte Amortisation erreicht ist.

 

3) Interner Zinsfuß

Ein weiteres Instrument im Zusammenhang mit dem Kapitalwert ist der Internal Rate of Return (IRR), definiert als der Abzinsungssatz, mit dem der Kapitalwert aller zukünftigen Zahlungsströme nach derselben Formel auf null gesetzt wird. Der IRR definiert die erwartete durchschnittliche jährliche Rendite einer Investition und ist daher ein sehr nützliches Instrument, um verschiedene potenzielle Projekte zu vergleichen.

 

4) Amortisation

Die Amortisationszeit einer Investition ist die Zeitspanne, die erforderlich ist, um die aufgewendeten Mittel zurückzugewinnen oder die Gewinnschwelle zu erreichen. Sie wird berechnet, indem der investierte Betrag durch den jährlichen Nettomittelzufluss dividiert wird. Eine kürzere Amortisationszeit steigert in der Regel die Attraktivität einer Investition.

 

5) Erwarteter Wert

Die ECV-Methode (Expected Commercial Value) wird zur Bewertung und Maximierung des Marktwerts eines Projektportfolios verwendet. Sie besteht aus einem abgestuften Entscheidungsbaum mit verschiedenen Projektszenarien und -ergebnissen, denen jeweils ein Kapitalwert und eine Wahrscheinlichkeit zugewiesen werden. Der erwartete Marktwert selbst ist das Produkt aller Barwerte Wahrscheinlichkeiten in verschiedenen Szenarien. ECV ist ein risikoangepasster Kapitalwert, der die Wahrscheinlichkeit eines wirtschaftlichen und technischen Erfolgs berücksichtigt. Die Methode ist ideal, um Innovationsprojekte zu bewerten und zwischen Projekten mit ungewissen Zusammenhängen zu entscheiden.

 

6) Gewichtete durchschnittliche Kapitalkosten

Die gewichteten durchschnittlichen Kapitalkosten (Weighted Average Cost of Capital, WACC) sind die durchschnittlichen Renditen, die von einer Organisation erwartet werden, um verschiedene Kapitalgeber – seien es Aktionäre oder Kreditgeber – zu entschädigen, wobei jede Kategorie proportional gewichtet wird. Mit anderen Worten, legt der WACC Ihres Unternehmens die Mindestrendite fest, die Ihre Projekte erzielen sollten, um Investoren zu binden. Ein höherer WACC neigt dazu, die Investitionstätigkeit zu belasten.

 

7) Gewinnvergleichsrechnung

Die Accounting Rate of Return (ARR), auch Gewinnvergleichsrechnung oder rechnerische Rendite genannt, ist ein Verhältnis, das die Rendite widerspiegelt, die Sie von einem Projekt während seiner Laufzeit erwarten können. Sie wird berechnet, indem der durchschnittliche jährliche Nettogewinn durch den anfänglichen Aufwand dividiert wird. ARR berücksichtigt die Abschreibung von Vermögenswerten – eine Bilanzierungskonvention, die die Kosten eines Anlagevermögens über seine Nutzungsdauer verteilt – berücksichtigt jedoch nicht den Zeitwert des Geldes oder das langfristige Risiko.

 

Kennzahlen für die Unternehmensführung / Key Performance Indicators (KPIs)

Obwohl Finanzdaten und -kennzahlen im Mittelpunkt der Wertermittlung stehen, bieten sie kein vollständiges Maß für den potenziellen Nutzen eines Projekts. Da sie sich auf eine Reihe von Standardeingaben konzentrieren, werden andere Faktoren vernachlässigt, die einen erheblichen Einfluss auf die Gesamtrendite Ihres Projekts haben können, wie z. B. qualitative KPIs, die bei der Bewertung von Risiken und Chancen in der Regel eine bessere Leistung erbringen. So kann ein Projekt mit niedrigerem IRR immer noch lohnenswert sein, solange es Ihr Unternehmen effektiv für die Zukunft aufstellt. Sie sind möglicherweise schwieriger zu messen, aber sowohl harte als auch weiche Geschäftskennzahlen sind entscheidend für die Bewertung des Nutzens und Werts von Projekten.

 

8) Kostenauswirkungen

Die Kostenstruktur und Kostenebenen eines Unternehmens sind Schlüsselfaktoren für dessen langfristige Rentabilität und Wettbewerbsfähigkeit. Berücksichtigen Sie bei der Bewertung potenzieller Projekte die Konsequenzen, die diese für Ihre Kosten haben können – durch positive oder negative Auswirkungen auf den Ressourcenverbrauch, die Vermögensverwaltung, die Beschaffung und Lieferkette, die Fluktuation von Mitarbeitern usw. Die Auswirkungen können direkt (z. B. eine Initiative, die das Auslagern von Diensten oder Einrichtungen beinhaltet, wodurch höchstwahrscheinlich die Betriebskosten gesenkt werden) oder indirekt sein (z. B. ein Marketingprojekt zur Überarbeitung von Produktverpackungen, was zu einem geringeren Ressourcenverbrauch führt). Sie sollten daher versuchen, alle möglichen Auswirkungen der von Ihnen in Betracht gezogenen Projekte zu berücksichtigen und dabei stets die damit verbundenen Risiken und Chancen zu berücksichtigen und auszugleichen.

 

9) Kennzahlen für die Effizienz und Produktivität

Ein Projekt kann durch technische Verbesserungen zu einer Steigerung der Team- oder Organisationsleistung führen oder sich in einem verbesserten Team-Engagement, einer verbesserten Zusammenarbeit, optimierten Prozessen, einem verkürzten Projektlebenszyklus oder anderen Kennzahlen niederschlagen, die sich auf die Unternehmensproduktivität und die Ressourceneffizienz auswirken. Umgekehrt können direkte oder indirekte Projektauswirkungen das Unternehmen belasten. Werfen Sie also bei der Analyse eines Projekts ein weites Netz aus und versuchen Sie, alle vorhersehbaren Auswirkungen auf die Ressourcen- und Kapitalproduktivität zu ermitteln. Simulationen können Ihnen dabei helfen, die potenziellen Auswirkungen genauer abzuschätzen.

 

10) Kennzahlen zur Marktposition

Ein häufiges Ziel der Projektaktivitäten ist die Festigung der Marktposition des Unternehmens – dies gilt insbesondere für produktorientierte Unternehmen, aber nicht ausschließlich. Projekte sind das ideale Mittel zur Verbesserung der Wettbewerbsfähigkeit auf dem Markt: z. B. durch das Hinzufügen neuer Vertriebskanäle, die Entwicklung neuer Produktlinien, die Durchführung neuer Werbeprogramme … Sie können Ihrem Unternehmen dabei helfen, neue Produkte oder Dienstleistungen schneller auf den Markt zu bringen, relevante Innovationen zeitnah zu liefern, um neuen Kundenerwartungen und Markttendenzen gerecht zu werden, oder Chancen zu nutzen. Versuchen Sie bei der Prüfung von potenziellen Projekten, die möglichen Auswirkungen auf Marktanteile, Umsatzwachstum, Leads, Kosten der Kundenakquise, aber auch qualitative, weiche Kennzahlen wie das Markenimage oder das Kundenerlebnis zu bewerten.

 

Über KPIs hinaus

Wir haben zahlreiche Variationen von ROI-Gleichungen und verschiedene Kennzahlen für die Bewertung und Messung der Projektrendite berücksichtigt. Während es eine gute Idee ist, ein Projekt aus verschiedenen Blickwinkeln zu betrachten, ist es wichtig, einen einheitlichen Ansatz anzuwenden, damit Sie die Projekte überwachen und vergleichen können.

Vor allem aber sollten die Messungen und Bewertungen immer vor dem Hintergrund strategischer Ziele betrachtet werden. Die Strategien Ihrer Organisation sollten also die Haupttreiber für die Projektauswahl und die Kriterien für die Rangfolge sein. Egal welche KPIs Sie verwenden, sollten sie letztendlich dazu beitragen die wichtigsten Fragen zu beantworten, und zwar: „Wie unterstützt dieses Projekt die Strategien des Unternehmens?“, oder „Welche strategischen Initiativen werden unterstützt?“

Risiken sind ein weiterer Faktor, der bei ROI-Berechnungen immer berücksichtigt werden sollte. Obwohl es oft übersehen wird, ist das Projektrisiko ein wesentlicher Bestandteil für eine präzise, realistische Wertermittlung.

Praktischer ausgedrückt hängt der Erfolg Ihrer Bemühungen zur Bewertung der Projektrendite von Ihrer Fähigkeit ab, relevante Daten zu sammeln und zu verwalten und leistungsstarke Datenanalysen zu nutzen, um mögliche Ergebnisse zu berechnen und verschiedene Szenarien zu simulieren. Der beste Weg, um diese Art von überlegener Datenintelligenz zu erreichen, ist die Verwendung einer robusten, wertorientierten Projektportfolio-Managementplattform.

Weitere Informationen zur Projektwertbewertung finden Sie in unserem Handbuch zu den Grundlagen des Projekt- und Portfoliomanagements

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Camélia Docquin

Camélia ist Sciforma's Marketing Manager für Europa und lernt gerne verschiedene Perspektiven des aktuellen Geschäftsumfelds und der Projektmanagement-Herausforderungen kennen, denen Unternehmen täglich gegenüberstehen. Zu ihren Hauptinteressen gehören: Innovation, digitale Transformation und Strategieumsetzung.